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Welche Auswirkungen hat die Zinswende?

In den letzten Jahren war der Leitzins im negativen Bereich. Während Sparer keine Zinsen auf ihr Sparguthaben bekamen, konnten sich andere günstig Geld leihen. Es lohnte sich, ein Haus über einen Baukredit zu finanzieren, aber auch Verbraucherkredite waren relativ billig zu bekommen. Manche Banken erhoben sogar Negativzinsen auf das Kontoguthaben ihrer Kunden. Dies ändert sich nun wieder. Die ersten Banken verzichten auf die Erhebung des Negativzinssatzes, Kredite werden teurer und das Guthaben auf Tagesgeldkonten wird verzinst.

Was versteht man unter Zinswende?

Von einer Zinswende ist die Rede, wenn der Leitzinssatz von der Europäischen Zentralbank (EZB) angehoben oder gesenkt wird.

Was ist der Leitzins?

Unter Leitzins versteht man die Zinssätze, die normale Banken an die Zentralbank zahlen müssen, wenn sie sich von ihr Geld leihen oder welches bei ihr anlegen wollen. Es gibt drei verschiedene Arten von Leitzinsen:

Zinsen werden weiterhin ansteigen

1. Hauptrefinanzierungssatz

Er legt fest, zu welchen Konditionen Banken sich Geld von der EZB leihen können. Dieser Zinssatz hat den größten Einfluss auf die Wirtschaft und kommt am häufigsten zum Einsatz. Meist ist von ihm die Rede, wenn vom Leitzinssatz gesprochen wird. Sobald dieser Zins steigt, wird er an die Kunden in Form von höheren Kreditzinsen weitergegeben.

2. Einlagesatz

Dies ist der Zinssatz, zu dem Banken ihr Geld kurzfristig bei der EZB parken können. Er ist es auch, der im Negativbereich lag. Wenn eine Bank Geld bei der Europäischen Zentralbank geparkt hat, musste sie dafür ein Entgelt bezahlen, statt welches zu bekommen. Doch Banken wollen verdienen und nichts ausgeben, deshalb mussten die Kunden ebenfalls Verwahrentgelte zahlen, sobald sie hohe Summen auf den Konten hatten.

3. Spitzenrefinanzierungssatz

Er hat denselben Zweck wie der Hauptrefinanzierungssatz, liegt aber meist um ein Prozent darüber. Dieser Zinssatz kommt zum Einsatz, wenn sich Banken über Nacht Geld von der EZB besorgen müssen.

Warum steigen die Zinsen plötzlich wieder?

Wir Verbraucher spüren den Grund bereits seit einer Weile. Der Anlass sind die steigenden Preise – die Inflation. Der hohe Leitzins soll die Preiserhöhungen stoppen. Menschen leihen sich so weniger Geld und geben weniger aus. Auf diese Weise wird die Wirtschaft ausgebremst. Es ist allerdings fraglich, ob das klappen wird. Durch den Ukraine-Krieg sind die Energiepreise förmlich explodiert. Auch, wenn wir hier und da Strom einsparen können, brauchen wir alle welchen. Solange der Krieg anhält, wird sich so schnell nichts ändern.

Welche Auswirkung gibt es auf Verbraucherkredite?

Geht die Waschmaschine kaputt oder das alte Auto verweigert seinen Dienst und das Geld für diese dringend benötigten Neuanschaffungen ist nicht vorhanden, greifen viele auf Verbraucherkredite zurück. In Zeiten niedriger Zinssätze war das günstig und äußerst praktisch. Zukünftig werden Anschaffungen dieser Art deutlich teurer. Gleiches gilt für Dispokredite.

Dringend benötigte Anschaffungen mit einem Ratenkredit

Warum sind die Bauzinsen schon früher gestiegen?

Die Bauzinsen sind bereits zu Jahresbeginn leicht angestiegen. Das liegt daran, dass sie nicht hauptsächlich von dem Leitzinssatz abhängig sind. Sie orientieren sich eher an den Zinsen für deutsche Staatsanleihen. Da diese im Januar gestiegen sind, hat sich auch der Bauzinssatz erhöht. Die Leitzinserhöhung wird ebenfalls Auswirkungen haben, sodass die Bauzinsen weiter ansteigen werden.

Einige Experten rechnen damit, dass der Anstieg der Immobilienpreise nun gestoppt wird. Manche glauben sogar, Immobilien könnten bald günstiger werden, da die Nachfrage durch die teureren Kredite sinken wird.

Was ändert sich an bestehenden Baukrediten?

Ist eine Zinsbindung vorhanden, gibt es keinerlei Veränderungen an dem vereinbarten Zinssatz, solange bis sie ausläuft. Wird ein neues Darlehen oder eine Anschlussfinanzierung benötigt, wird es für Hausbesitzer teurer. Glücklich schätzen können sich diejenigen, die vor der Bauzinserhöhung noch eine Finanzierung mit langer Zinsbindung aufgenommen haben.

Gibt es wieder Zinsen auf Sparguthaben?

Die EZB will den Leitzins Ende Juli um 0,25 Prozentpunkte anheben. Die ersten Banken reagierten bereits darauf. Sie haben das Verwahrgeld (Negativzins) abgeschafft. Sie zahlen Zinsen auf Sparguthaben. Der Guthabenszinssatz beträgt in etwa so viel wie die Erhöhung des Leitzinssatzes und ist durch die Inflation kaum spürbar.

Im Laufe des Jahres soll es eine weitere Leitzinserhöhung geben, somit könnte der Zinssatz für Sparguthaben bald nach oben klettern.

Welche Auswirkungen hat die Zinswende auf den Aktienmarkt?

Auch der Aktienmarkt bleibt nicht verschont. Unternehmen nehmen kaum Kredite auf und investieren so weniger. Dadurch sind ihre Umsätze geringer. Hinzu kommt, dass Kunden ihr Geld ebenfalls planvoller ausgeben, das minimiert ebenfalls die Gewinne. Niemand weiß, wie weit die Kurse noch fallen werden. Viele Aktionäre verkaufen derzeit ihre Aktien aus Angst vor hohen Verlusten.

Die sinkenden Aktienkurse könnten aber genauso gut eine Chance sein, um in den Markt einzusteigen. Allerdings sollte dies nur mit Mitteln geschehen, die übrig sind. Denn die Kurse könnten weiterhin steil nach unten gehen. Um das auszusitzen, ist Geld nötig, auf das man nicht angewiesen ist.

Fazit: Wie weit der Leitzins nach oben klettern und wie genau er sich auf die Entwicklung der Wirtschaft auswirken wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, es wird sich noch einiges tun.

https://finanzgeplauder.de/welche-auswirkungen-hat-die-zinswende/

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