Manche Menschen scheinen regelrecht Streit zu suchen. Nicht selten findet man sich ungewollt in einem Streitfall mit solch einer Person wieder. Oft enden diese Streitigkeiten vor Gericht und schmälern ordentlich den Geldbeutel. Mit einer Rechtsschutzversicherung lässt sich für derartige Fälle vorsorgen. Sie leistet finanzielle Unterstützung, um das eigene Recht durchzusetzen.
Welche Kosten werden übernommen?
Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten für:
- Schlichtungsverfahren
- Anwalts- und Gerichtskosten
- Kosten für Sachverständige
- Entschädigungen für Zeugen
- eventuelle Kosten des Gegners, die vom Versicherten übernommen werden müssen
- Reisekosten zu Gerichten im Ausland, wenn man geladen wurde
- Strafkautionen
Die Höhe der Kostenübernahme ist allerdings auf die im Vertrag vereinbarte Versicherungssumme begrenzt. Sie sollte nicht unter 500.000 Euro liegen. Manche Versicherer bieten sogar eine unbegrenzte Deckung und somit den bestmöglichen Schutz an.
Übernimmt die Rechtsschutzversicherung jeden Streit?
Eine Rechtsschutzversicherung gibt es für Privat, Beruf und Verkehr. Es können alle drei Lebensbereiche zusammen, aber auch einzeln versichert werden. Es gibt bestimmte Rechtsstreitigkeiten, die gar nicht oder nur teilweise übernommen werden. Streitereien bei Falschberatung von Geldanlagen, Streit rund um den Hausbau, erbrechtliche Auseinandersetzungen und ebenso Scheidungen gehören dazu.
Der Versicherer kann sogar die Übernahme des Versicherungsschutzes ablehnen, falls der Rechtsstreit seiner Meinung nach erfolglos ist. Will der Versicherungsnehmer es dennoch durchziehen, muss er alle Kosten des Prozesses selber tragen.
Was bedeutet Folgeereignistheorie?
Rechtsschutzversicherungen übernehmen normalerweise nur die Schäden, die nach Abschluss des Rechtsschutzvertrages eintreten. Wenn vor Vertragsbeginn oder während der Wartezeit etwas geschah, dessen Folgen sich erst nach Vertragsabschluss zeigen, kann mit Einschluss der Folgeereignistheorie, der Schaden dennoch geltend gemacht werden.
Beispiel: Jemand kauft ein Fahrrad, schließt anschließend eine Rechtsschutzversicherung ab. Zwei Monate später bricht der Lenker aufgrund eines Materialfehlers. Der Fahrer stürzt und verletzt sich schwer. Da er in seinem Vertrag die Folgeereignistheorie vereinbart hat, kann er Schadenersatz gegen den Fahrradhersteller geltend machen. Für die Kosten kommt der Rechtsschutzversicherer auf.
Besteht Versicherungsschutz im Ausland?
Rechtsschutzversicherungen leisten auch bei Aufenthalten im europäischen Ausland. Der Schutz ist oft auf 6 Wochen Auslandsaufenthalt begrenzt. Die Höhe der Versicherungssumme bleibt gleich. Der Schutz im außereuropäischen Ausland ist bei jeder Gesellschaft anders geregelt. Es sollte genau geschaut werden, welche Länder versichert sind.
Was beinhaltet der Verkehrs-Rechtsschutz?
In der Verkehrsrechtsschutzversicherung ist der Versicherungsnehmer im Straßenverkehr abgesichert. Ganz gleich, ob er Halter oder Eigentümer eines Kraftfahrzeugs, der Fahrer eines fremden Fahrzeugs, Fußgänger, Radfahrer oder Fahrgast in einem Verkehrsmittel ist.
Allerdings kann der Schutz wegfallen, wenn die versicherte Person ein Fahrzeug ohne Berechtigung fährt, sei es, weil sie keine Fahrerlaubnis besitzt, ein Kraftfahrzeug führt, das für den Straßenverkehr nicht zugelassen ist oder gar unerlaubt mit einem Fahrzeug unterwegs ist. Park- und Halteverstöße sind ebenfalls ausgeschlossen, die Rechtsschutzversicherung übernimmt keine Bußgelder.
Was beinhaltet die Privatrechtsschutzversicherung?
Wie der Name es vermuten lässt, sind in der Privatrechtsschutzversicherung Streitigkeiten im privaten Leben versichert. Darunter fallen Streitereien mit Nachbarn und Handwerkern, aber auch Einkäufe und online Geschäfte sind abgesichert. In der Privatrechtsschutzversicherung ist bereits ein einfacher Arbeitsrechtsschutz für den Fall einer Kündigung enthalten, genau wie ein Verwaltungsrechtsschutz in Verkehrssachen.
Folgende Leistungen sind enthalten:
– Rechtsschutz im Vertrags- und Sachenrecht
Der Rechtsschutz für Vertrags- und Sachenrecht deckt Streitigkeiten rund um private Verträge und Eigentum von beweglichen Sachen (Hausrat) ab. Für Internet-Einkäufe sollte explizit ein Internet-Rechtsschutz enthalten sein.
– Steuer-Rechtsschutz
Der Steuer-Rechtsschutz kommt bei Streitigkeiten bezüglich von Steuern und anderen Abgaben bei deutschen Finanzbehörden zum Einsatz.
– Sozial-Rechtsschutz
Der Sozial-Rechtsschutz dient dazu, das eigene rechtliche Interesse vor deutschen Sozialgerichten wahren zu können.
– Straf-Rechtsschutz
Der Straf-Rechtsschutz schützt den Versicherungsnehmer, falls ihm eine Fahrlässigkeit vorgeworfen wird, sein Recht zu wahren.
– Verwaltungs-Rechtsschutz
Der Verwaltungs-Rechtsschutz bietet Schutz vor Auseinandersetzungen mit deutschen Verwaltungsbehörden.
– Schadenersatz-Rechtsschutz
Den Schadenersatz-Rechtsschutz gibt es sowohl im privaten Rechtsschutz als auch im Verkehrs-Rechtsschutz. Er schützt vor Schadenersatzforderungen bei Personen-, Sach- und Vermögensschäden.
– Beratungs-Rechtsschutz für Familien- und Erbrecht
Der Beratungs-Rechtsschutz für Familien- und Erbrecht beinhaltet die Beratung eines in Deutschland zugelassenen Rechtsanwaltes für familien- und erbrechtliche Angelegenheiten.
Sämtliche Bausteine können in den einfachen Privatrechtsschutz hinzu gebucht werden. Für erweiterte Leistungen im Straßenverkehr ist eine gesonderte Verkehrsrechtsschutzversicherung notwendig. Um sich als Mieter abzusichern, wird eine Miet-Rechtsschutzversicherung benötigt. Eigentümer können sich mit einer Immobilien-Rechtsschutzversicherung schützen.
Was beinhaltet die Berufsrechtsschutzversicherung?
In der Berufsrechtsschutzversicherung sind alle beruflichen Streitigkeiten abgesichert. Allerdings gilt sie nur für Arbeitnehmer, Angestellte im Öffentlichen Dienst und Beamte. Selbstständige sollten eine Rechtsschutzversicherung für Selbstständige abschließen, diese ist wesentlich teurer.
Ist Berufsrechtsschutz und Arbeitsrechtsschutz identisch?
Während der Arbeitsrechtsschutz nur für das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zuständig ist, kümmert sich der Berufsrechtsschutz um alle Dinge des Berufslebens.
Wer kann mitversichert werden?
Es ist günstiger, Familienmitglieder mitzuversichern, statt einzelne Policen abzuschließen. Die Lebenspartner, minderjährige Kinder und Kinder, die sich noch in der Berufsausbildung befinden, können mitversichert werden.
Gibt es Wartezeiten?
Bei vielen Versicherern ist eine Wartezeit von 3 oder gar 6 Monaten üblich. Es gibt allerdings auch Versicherungstarife, die auf diese Wartezeiten verzichten. Rechtsstreitigkeiten, die bereits laufen, sind nicht versichert. Es besteht bei wenigen Versicherern die Möglichkeit, sich für Mietrecht und Verkehrsrecht rückwirkend zu versichern. Andere Streitigkeiten müssen selbst getragen werden. Es ist keine gute Idee, unwahre Angaben zum Streitfall zu machen.
Rechtsschutzversicherung mit oder ohne Selbstbeteiligung?
Verträge mit einer Selbstbeteiligung sind deutlich billiger. Umso höher die Beteiligung desto günstiger wird der Monatsbeitrag. Wer sich für eine Selbstbeteiligung entscheidet, sollte bedenken, dass er diese jederzeit aufbringen können muss.
Lässt sich die Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen?
Nur die Arbeitsrechtsschutzversicherung kann von der Steuer abgesetzt werden. Bei einem Rechtsschutzpaket kann also nicht der komplette Beitrag geltend gemacht werden, sondern nur der Teil für den Arbeitsrechtsschutz.
Was tun im Rechtsschutz-Fall?
Ist ein Rechtsschutz-Fall eingetreten, sollte der Versicherer schnellstmöglich kontaktiert werden. Am besten geschieht dies telefonisch über eine Hotline. Anschließend erhält der Versicherungsnehmer bei einem guten Versicherer eine telefonische Beratung durch einen Fachanwalt. Dieser schätzt die Erfolgsaussichten ein.
Die Versicherungsgesellschaft gibt dem Versicherten Auskunft, welche Dokumente benötigt werden. Außerdem kann er sich Fachanwälte in seiner näheren Umgebung vorschlagen lassen. Grundsätzlich sollte im Vertrag eine freie Anwaltswahl enthalten sein, damit der Versicherungsnehmer sich aussuchen kann, von wem er sich vertreten lassen möchte.
Es ist wichtig, sich immer eine Deckungszusage vom Versicherer geben zu lassen, bevor etwas unternommen wird. Ohne die Zusage bleibt die versicherte Person sonst vielleicht auf dem Schaden sitzen, wenn der Versicherer den Fall als aussichtslos einstuft. Meist kümmert sich der Anwalt, den man vor Ort engagiert, um die Deckungszusage, bevor er etwas unternimmt.
Bevor ein Fall vor das Gericht geht, wird von Seiten der Versicherung allerdings versucht, mit der gegnerischen Partei eine Einigung zu finden. Dies kann durch einen außergerichtlichen Vergleich oder eine Mediation erfolgen.
Was ist eine Mediation?
Bei einer Mediation wird ein Mediator eingeschaltet. Dieser ist unparteiisch und unabhängig. Er versucht, die Streitigkeiten zwischen den beiden Parteien zu schlichten. Das kann besonders hilfreich sein, wenn sich ein Streit so festgefahren hat, dass keinerlei normale Diskussionen zwischen den Streitenden möglich sind.
Der Mediator ist der Vermittler beider Seiten, mit dem Ziel eine Lösung zu finden, die für alle zufriedenstellend ist. Durch eine Mediation lässt sich ein kostenintensives Gerichtsverfahren vermeiden. Aber auch Mediatoren sind keine Zauberer, es gibt nicht immer eine Einigung. Manchmal ist die Situation bereits zu fest gefahren und eine Entscheidung kann nur noch durch ein Gericht getroffen werden.
Fazit: Eine gute Rechtsschutzversicherung hilft dabei, die eigenen Rechte zu wahren. Denn auch wenn man selbst vielleicht kein streitlustiger Mensch ist und sich am liebsten immer gütig einigt, kann man auf Menschen treffen, die das anders sehen. Entweder muss man dann viel Geld in die Hand nehmen, um sich und sein Recht zu verteidigen oder es ist eine gute Rechtsschutzversicherung vorhanden, die wenigstens die Kosten übernimmt. Streitigkeiten sind schon anstrengend genug, da muss man nicht auch noch seinen Geldbeutel schmälern. Wichtig ist, dass die Rechtsschutzversicherung auf die eigenen Lebensbereiche abgestimmt und bestmögliche Leistungen enthalten sind.
