You are currently viewing Private oder gesetzliche Krankenversicherung?

Private oder gesetzliche Krankenversicherung?

Seit 01. Januar 2009 besteht in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht. Das heißt, jeder muss im Besitz einer Krankenversicherung sein. Während die meisten Arbeitnehmer sich gesetzlich krankenversichern müssen, haben Selbstständige, Beamte und Mehrverdiener die Qual der Wahl, ob sie sich in der privaten oder der gesetzlichen Krankenversicherung absichern wollen. Beide Versicherungssysteme haben ihre Vor- und Nachteile.

Die Voraussetzungen für die private Krankenversicherung

Privat versichern kann sich jeder, der nicht versicherungspflichtig ist, also nicht in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) einzahlen muss. Dazu zählen Selbstständige und Beamte. Aber auch Arbeitnehmer mit einem Jahresbruttolohn über der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) von derzeit 64.350 Euro können zur privaten Krankenversicherung (PKV) wechseln.

Die JAEG-Grenze stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an, sodass es eine besondere JAEG-Grenze für alle gibt, die zum 31.12.2002 nicht versicherungspflichtig und privat versichert waren. Sie beträgt aktuell 58.050 Euro brutto.

Angestellte, die diese JAEG-Grenze überschreiten, können aber genauso gut freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert bleiben. Arbeitnehmer, die weniger verdienen, müssen sich automatisch gesetzlich versichern. Sie können die Leistungen der GKV nur durch private Zusatzversicherungen aufstocken.

Ist es eine Straftat nicht krankenversichert zu sein?

Nein, es ist keine Straftat ohne eine Krankenversicherung zu sein. Durch die Krankenversicherungspflicht häufen sich allerdings Beitragsschulden an. Das bedeutet, für jeden Monat seit Januar 2009 muss ein Krankenversicherungsbeitrag gezahlt werden. Passiert dies nicht, kommt es zu Schulden, die irgendwann ausgeglichen werden müssen. Ohne eine Krankenversicherung erhält man übrigens nur eine medizinische Notfallversorgung, deshalb sollte man sich unbedingt krankenversichern.

Die Beiträge der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung

In der GKV werden die Beiträge immer nach dem Einkommen berechnet. Wer viel verdient, zahlt einen höheren Beitrag, als ein Geringverdiener. In der PKV richtet sich die Beitragshöhe nach dem Eintrittsalter des Versicherten. Umso eher jemand sich privat krankenversichert, desto geringer sind die Beiträge.

Ein junger Mensch mit hohem Einkommen zahlt in der privaten Krankenversicherung deutlich weniger. Allerdings können sich die Beiträge für Privatversicherte auch ordentlich erhöhen. In den letzten Jahren gab es beinahe jährliche Beitragsanpassungen. Nicht umsonst haben so viele Menschen Angst davor, sich im Alter die PKV nicht mehr leisten zu können.

Für Familien ist die GKV günstiger.

In der privaten Krankenversicherung muss für jeden Versicherten ein eigener Beitrag bezahlt werden. In der gesetzlichen Krankenversicherung können Kinder und Ehepartner, ohne oder mit sehr geringen Einkommen, kostenlos mitversichert werden. Für Familien mit Kindern ist die GKV somit der günstigere Weg.

Hat der Versicherte Vorerkrankungen, muss er in der PKV mit einem höheren Beitrag rechnen. Bei schlimmeren Erkrankungen, die hohe Kosten verursachen können, kann sogar eine Aufnahme in die private Krankenversicherung komplett abgelehnt werden. Dann bleibt dem Versicherungsnehmer nur, in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben.

Etwas, das in der PKV nicht verhandelbar ist, ist die Altersrückstellung. Das bedeutet, auf den normalen Krankenversicherungsbeitrag werden 10 Prozent aufgeschlagen. Dieses Geld wird von den privaten Krankenversicherern angelegt, es ist dafür gedacht, spätere Kostensteigerungen aufzufangen. Da die Krankenversicherungsbeiträge regelmäßig angepasst werden, steigt auch dieser Altersrückstellungsbeitrag.

Die Leistungen der GKV und der PKV

Das gesetzliche Krankenversicherungssystem ist ein solidarisches System, bei dem jeder Versicherte die gleichen Versorgungsleistungen erhält. Wer zusätzliche Leistungen möchte, muss diese durch eine private Zusatzversicherung absichern. In der privaten Krankenversicherung gibt es verschiedene Tarife. Es gibt günstigere Basistarife mit ähnlichen Versicherungsleistungen, wie die der GKV, es können aber auch sämtliche Extras versichert werden.

Zu den PKV-Leistungen gehören:

  • direkter Zugang zum Facharzt, ohne Überweisung vom Hausarzt
  • Chefarztbehandlung im Krankenhaus
  • Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus
  • Kostenerstattung aller Behandlungskosten bis zu 100 Prozent
  • Behandlung von Heilpraktikern
  • Erstattung von Sehhilfen, meist alle 24 Monate
  • Zahnersatz mit möglichst hoher Kostenerstattung
  • Auslandsschutz
  • Krankentagegeld
  • Krankenhaustagegeld
  • Reha- und Kurleistungen

Um die Monatsbeiträge gering zu halten, kann eine Selbstbeteiligung vereinbart werden. Betragen die Behandlungskosten eines Jahres weniger als ein Monatsbeitrag, ist es sinnvoller, sie selbst zu bezahlen. Denn die meisten privaten Krankenversicherer erstatten einen Monatsbeitrag, wenn die Krankenversicherung ein Jahr nicht in Anspruch genommen wurde.

Als Privatversicherter kann man in Vorkasse gehen und am Jahresende alle Rechnungen an die Krankenkasse schicken und sich die Gesamtsumme zurückzahlen lassen. Wer das nicht will, leitet jede Arztrechnung einfach weiter, sobald sie eintrifft. Die meisten Ärzte geben ein Zahlungsziel von vier Wochen. In dieser Zeit hat der Krankenversicherer die Rechnungssumme beglichen. Entweder an den Versicherten oder auf Wunsch direkt an den Arzt.

Wer privat versichert ist, erhält in der Regel bessere Leistungen, als ein gesetzlich Versicherter. Das beginnt bereits bei der Terminvergabe. Möchte jemand einen Termin bei einem Facharzt vereinbaren, muss er mit einer Wartezeit von mehreren Wochen oder gar Monaten rechnen. Erwähnt er, dass er Privatpatient ist, verkürzt sich die Wartezeit urplötzlich nur noch auf wenige Tage bis Wochen. Die Ärzte verdienen an einem Privatversicherten einfach mehr. Sie können nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abrechnen. Die PKV übernimmt auch Untersuchungen, die ein gesetzlich Versicherter aus eigener Tasche bezahlen muss. Allerdings kommt es hier auf den jeweiligen Tarif an.

Ein Mal privat versichert, immer privat versichert?

Es heißt, wer sich ein Mal privat krankenversichert, kommt nie wieder aus der privaten Krankenversicherung raus. Doch, das ist nicht ganz richtig. Es ist zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Sinkt das Einkommen als Angestellter unter die JAEG oder wird von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis gewechselt, kann man durchaus zurück in die GKV gehen.

Ab einem Alter von 55 Jahren wird es problematischer, zurück in die GKV zu kommen. Hier kann man sich entweder über den Ehepartner, der gesetzlich versichert sein muss, familienversichern oder man lässt sich vorher für eine Weile im Ausland krankenversichern.

Fazit: Pauschal lässt sich nicht sagen, welches Versicherungssystem das Beste ist. Wer zeitig in die PKV einsteigt und ein höheres Einkommen hat, bezahlt weniger als in der GKV und auch die Leistungen sind meist besser. Für Familien mit Kindern ist es günstiger, gesetzlich versichert zu sein, da für die Kinder kein eigener Versicherungsbeitrag fällig wird. Im Alter könnten die Versorgungsleistungen der PKV vorteilhafter sein, allerdings ist ungewiss, ob die Krankenversicherungsbeiträge dann noch bezahlbar sind. Es wird zwar immer argumentiert, dass die Altersrückstellung die Beiträge im Alter stabil halten soll, wenn sie aber jetzt schon kontinuierlich steigen, werden sie später kaum so weit sinken, dass sie für jeden leistbar sind.

https://finanzgeplauder.de/private-oder-gesetzliche-krankenversicherung/

Schreibe einen Kommentar